schreckenbergschaut: FNHF Teil 1 – Triangle

TRIANGLE

GB /Australien 2009

Drehbuch: Christopher Smith

Regie: Christopher Smith

Eigentlich spricht alles dagegen, diesen Film hier zu präsentieren. Er ist kein klassischer FNHF (und damit wirklich eine erstklassige Wahl, um die Reihe zu eröffnen), denn man muss währenddessen eine Menge denken. Und erst danach…

Dann widerspricht er meiner Grundüberzeugung, dass Regie und Drehbuch zwei sehr unterschiedliche Jobs sind und daher von unterschiedlichen Leuten gemacht werden sollten. Christopher Smith beweist hier, dass auch das Gegenteil richtig sein kann – tolle Bilder, tolle Geschichte. Dazu hat er im Jahr darauf – nur als Regisseur, den Drehbuchautor jetzt nachzuschlagen weigere ich mich aus fortgesetzter Verärgerung – mit „Black Death“ einen abgrundtief miesen Film abgeliefert. So schlecht, dass ich deswegen fast noch in einen Austausch körperlicher Argumente mit einem Unverschämtling geraten wäre, wie Silentium in ihrem Blog seinerzeit berichtete. Es gilt also: MANCHMAL ist es besser, wenn jemand beide Jobs macht. Bei Nolan und den Coens ist das so, bei Mr. Smith offenbar auch.

Und dazu kommt: Ich will hier Filme vorstellen und beschreiben. „Triangle“ kann man aber kaum beschreiben, ohne schrecklich zu spoilern. Gut… der Anfang geht. Fange ich also am Anfang an:

Inhalt:

Wir lernen Jess (Melissa George) kennen, die junge, offenbar alleinerziehende Mutter des autistischen Tommy (unglaublich gut gespielt von Joshua McIvor – wie man als Kind mit einem einzigen Blick derartig eine Emotion vermitteln kann, wie der Knabe das in der ersten Szene macht… ganz tiefe Verbeugung!). Heute hat Jess es ein wenig eilig, denn Greg (Michael Dorman) hat sie auf sein Segelboot eingeladen. Also schnell ein wenig aufräumen, die von Tommy verkippte blaue Farbe aufwischen, Kind ins Auto, los geht’s!

Derweil bereitet Greg den Segeltörn vor, macht das Boot klar, empfängt seine Freunde Downy und Sally (Henry Nixon und Rachael Carpani) die – sehr zu Gregs Leidwesen – noch Heather (Emma Lung) mitbringen, mit der Sally den armen Greg allzugerne verkuppeln möchte. Greg möchte aber gar nicht verkuppelt werden, denn er hat sich in Jess verguckt, die Kellnerin seines Stammcafes, die just in diesem Moment im Schlepptau seines Kumpels/ersten Maates/Wasauchimmer Victor (Liam Hemsworth) zum Boot kommt. Jess wirkt arg verstört, Victor deutet an, bei ihr seien ein paar Schrauben locker, Greg belehrt ihn freundlich, dass die arme ein behindertes Kind und auch sonst ein hartes Leben habe.

Es sieht also alles nach einem Segelbootintrigenkrimi aus, und Sally tut auch wirklich ihr Bestes, eine Segelbootintrige gegen Jess zu spinnen, aber das klappt nicht so recht. Greg hat nur Augen für Jess und keine für Heather, was Heather aber nicht stört, denn sie hat gefallen am muskulösen Victor gefunden. Und just als Sally Jess zum Gespräch bittet, vermutlich, um ihr verbal die Augen auszukratzen, flaut der Wind ab, und am Horizont erscheint etwas, dass wie die Wolke aus dem guten alten MB Spiel „Bermuda Dreieck“ aussieht. So wie man sie sich von unten vorstellt.

Der Sturm, in den die „Triangle“ (der sinnige Name des Bootes) nun gerät, ist kurz und brutal, Victor und Greg schaffen es nicht, die Segel rechtzeitig herunterzunehmen, das Boot schlägt um, und als der Sturm ebenso plötzlich verschwunden ist, wie er kam, rettet sich die Besatzung auf den kieloben treibenden Rumpf. Heather aber ist veschwunden. Die Überlebenden versuchen noch, ihres Entsetzens Herr zu werden, als ein Schiff auftaucht, ein großes Passagierschiff. Die Rettung, wie es scheint…

Und mehr KANN ich nicht erzählen, ohne zu spoilern und den ganzen Spaß, den dieser Film macht, zu verderben. Triangle ist ein Film, den man sich wieder anschaut und wieder und wieder, ein Kauknochen für den Verstand, das, was man heute gerne als Verstandesgeschlechtsverkehr bezeichnet (um nicht durch das englische Wort in diversen Filtern hängen zu bleiben). Die Geschichte lässt viele Deutungen zu, meine ist eine andere als zum Beispiel die, die in der Wikipedia angeboten wird.

Urteil

Ein guter Film, und ich danke dem Zufall, dass er mich eines Nachts darauf zappen ließ. Denn dass es ihn gab, war bis dato komplett an mir vorbei gegangen – und auf dem Fantasy Filmfest haben sie ihn auch nicht gezeigt.

Eine Warnung noch: „Triangle“ enthält sehr verstörende Bilder. Nicht verstörend, weil jemand seinen Kopf um 360 Grad dreht, sondern wirklich, WIRKLICH verstörend. Und außerdem ist er ziemlich blutig. Das allerdings, weil die Geschichte es verlangt. Das Blut ist hier kein Selbstzweck, wie in Langweilern Marke „Saw 1 – 235“. Nein, dieser Film ist wirklich richtig gut.

Und die Möwen… ach, lassen wir das. 😉

Über Mountfright

Autor und Öffentlichkeitsarbeiter, Mann und Vater, Leser und Filmfreak. Kindheit in den 1970ern, weswegen mich bis heute seltsame Musik mit Ohrwürmern plagt. Aufgewachsen in den 80er Jahren, einem Jahrzehnt, das nicht halb so grau war, wie die anderen glauben. Erste Kurzgeschichte mit 13, erster echter Romanversuch (nach pubertären Ausfällen) mit 17, die nachfolgende Schreibblockade habe ich mir mit Songtexten für die Kölner Psychobillyband "Boozehounds" vertrieben. Danach ging es wieder: Erster lesenswerter Roman mit 26, seither nicht mehr aufgehört.
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15 Antworten zu schreckenbergschaut: FNHF Teil 1 – Triangle

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  2. lucyrenard schreibt:

    Na wunderbar! Jetzt muss ich unbedingt diesen Film anschauen, denn die Beschreibung schon sehr gut klingt. Ich muss zugeben, ich schau Horrors fast nie, weil ich eine für mich ganz peinliche Angst vor ihnen habe. Nach Final Destination spielte ich zwei Wochen lang mit den Gedanken, ob ich vielleicht schon auch den Weg gehe, der mich bald zum blöden und brutalen Tod führen wird. 🙂

    Mit der Triangle scheint das Schauen unvermeidlich zu sein. Also… Ich brauche meinen Freund, Pop-Corn und mich so hinzusetzen, dass ich manchmal (oft!) möglichst unauffällig die Augen zumachen kann 😀

    Danke für den Ratschlag!

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    • Mountfright schreibt:

      Viel Spaß! Ein Tipp zum Augenschließen: Wenn man sie einen Spalt offen lässt, sehen sie offen aus, man sieht aber nur verschwommen. 😉

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      • lucyrenard schreibt:

        Lieber Herr Schreckenberg! Diesen Trick kennt jedes Kind ab so ungefähr 5 Jahren. Wie, glauben Sie, sehen sie doch alle romantischen Szenen, die ihnen von den Eltern halbherzig verboten werden? 😉

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      • Mountfright schreibt:

        😀 😀 Ich wusste nicht, dass es Eltern gibt, die wirklich glauben, dass Kinder der Aufforderung folgen, die Augen zuzumachen. Wenn ich meinen Kindern erlaube, etwas zu sehen, dann stehe ich dazu, anders klappt es nicht. Wobei… der Sohn schließt bei schwer erotischen Szenen (leicht gehauchter Kuss, tiefer Blick in die Augen) von selbst die Augen und dreht den Kopf ins nächste Sofakissen. 😉

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      • lucyrenard schreibt:

        Meine Eltern hatten vielleicht immer ein bisschen zu viel Vertrauen auf mich 🙂 Naja, Filme wie „9 1/2 Wochen“ haben sie in meiner Präsenz sowieso nie gesehen, aber ja, von selbst macht man die Augen zu, auch wenn es nicht verlangt wird, aber es war immer so eine Versuchung hinzuschauen, was Verbotenes da gezeigt wird. Und jedes mal bei einem Krimi denkt das arme Kind dann, oje, wäre doch besser gewesen, wenn ich diesen abgehackten Kopf nicht gesehen hätte 🙂

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  3. Alex schreibt:

    Ich hab den Film gesehen, weil er hier empfohlen wurde: dvdome.wordpress.com/2011/01/30/geheimtipp-der-woche-triangle, aber ich fand ihn nicht wirklich gut. Ich meine, klar, der Dreh ist beeindruckend (keine Angst, ich spoilere auch nicht :-)), und es gibt ein, zwei erschreckende Szenen (die Möwen…), aber umgehauen hat mich der Film nicht.
    Aber ich freue mich auf weitere FNHF. 🙂

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  4. Sarah Wassermair schreibt:

    „Verstandesgeschlechtsverkehr „… hm…wenn sie das im Vorlesungsverzeichnis damals auch Germanisiert hätten, dann wär die betreffende Filmtheorie-Vorlesung wahrscheinlich um ein ganzes Eck besser besucht gewesen…

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  5. Sarah Wassermair schreibt:

    Glaub mir – immer noch besser als mit den verkappten Theoretikeren, die hinter ALLEM Adorno vermuten.

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