Eigentlich wollte ich Euch dieses Jahr vor Weihnachten wieder Geschenktipps geben wie im vergangenen Jahr, aber ich denke, das werde ich vielleicht 2014 wieder machen. Immer dasselbe ist langweilig, außerdem braucht es etwas länger als ein Jahr, bis ich wieder genug originelle Ideen gesammelt habe. 😉
Nein, dieses Jahr gebe ich Euch (eine fast vergessene Tradition dieses Blogs) ein paar Film und Fernsehtipps zum Fest. Denn ist es nicht so? Viele von uns haben in diesen Tagen Urlaub*, verbringen also viel Zeit mit Partner und/oder Familie oder/und Freunden. Im Gegensatz zu den blöden Klischees muss das gar nicht schlimm sein. Ich zum Beispiel liebe diese weihnachtliche mehr oder weniger Zwangsgemeinschaft, nicht nur die Weihnachtstage, auch die Adventszeit, und die allerschönste Zeit des Jahres ist für mich die zwischen den Weihnachtstagen und Neujahr. Und ich weiß nicht, wie es bei Euch ist – all diese Leute, die tolle Geschichten davon erzählen, wie sich regelmäßig zu Weihnachten die Familie verkracht, kann ich eher bedauern. Ob das alles so wahr ist? Bei uns ist das nicht so, und ich erfinde meine Horrorgeschichten auch lieber über den Rest des Jahres. 😉
Aber so schön das alles ist: Irgendwas muss man ja machen, wenn man gemeinsame Erinnerungen kreieren will. Klar, man kann gemeinsam im weihnachtlichen Winterwald spazieren gehen. Nur – ich wohne in Leverkusen. Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber bei uns macht der Winter seit einigen Jahren just um Weihnachten herum eine Atempause – was bedeutet, dass selbst der Regen eher lauwarm ist. Man kann auch Gesellschaftsspiele spielen, aber wir haben drei Kinder. Der Versuch, sich auf ein Spiel zu einigen gleicht dem Versuch, in einem Kleinstaat mit drei gutwilligen aber potentiell hochaggressiven Volksgruppen ein Friedensabkommen auszuhandeln. In aller Regel funktioniert das zwar, aber nur auf Basis der Kompromissspiele Poker, Cluedo und Scotland Yard. Alles tolle Spiele, die ich auch gerne spiele (Cluedo geht so, aber bevor es Krieg gibt… 😉 ), aber da es eben die Kompromisspiele sind, spielen wir sie nicht soooo selten. Und natürlich könnten wir uns am Kamin die Weihnachtsmärchen von Dickens vorlesen – wenn wir einen Kamin haben. Vorlesen ist generell** schön (besonders, wenn man Freunde hat, die einen selbstgeschriebenen Vorleseadventskalender verschenken :-* ), aber damit ganze Nachmittage und Abende zu füllen ist nur für solche Leute ein toller Urlaub vom Alltag, für die Lesungen nicht ein Teil des Jobs sind. Ich habe schon oft gesagt: Ich lese gerne, ich liebe Lesungen, egal ob von mir oder von guten Kolleginnen und Kollegen, und ich lese auch meinen Liebsten gerne vor. Aber komplette Lesungen zu Hause machen wir selten. Es soll sich nicht abnutzen. Und wenn Ihr das auch machen wollt – unterschätzt es nicht. JEDEN Abend schafft Ihr das nicht. 😀
Aber um nochmal auf den Kamin zurückzukommen – was ist dessen, oder zumindest des Lagerfeuer modernes Gegenstück? Genau: Der Fernseher! Ihr ahnt es: Ich will Euch Fernsehabende im Kreise von Familie und Freunden empfehlen. Hört auf, die Nase zu rümpfen, das kann sehr schön sein! Doch!!! Alle auf dem Sofa, Weihnachtsgebäck und Kaffee bzw. Tee… und natürlich NICHT das Fernsehprogramm! Himmel, nein! Sondern eines der mehr oder weniger weihnachtlichen Stücke, die ich Euch heute und an den kommenden Tagen empfehlen möchte. Die meisten werden keine echten Überraschungen sein, aber Weihnachten ist ja auch nicht das Fest der unkonventionellen Überraschungen, oder. Bei mir jedenfalls nicht. 😉
Und bevor ich endlich loslege: Zwei Filme werde ich Euch nicht empfehlen, obwohl sie eigentlich Weihnachtsstandard sind. Den einen liebe ich sehr, und er ist unser traditioneller Baumschmückfilm (obwohl er im Februar spielt), aber ich habe ihn letztes Jahr schon vorgestellt. Den anderen mag ich nicht. Ja ich weiß, er ist sooooooo schön. Ich will auch gar nichts dagegen sagen, ich mag ihn nur eben nicht. Wundert Euch das? Bei dem Zeug, das ich schreibe? Eben. Sehr gerne dagegen mag ich:
Trading Places
(Die Glücksritter)
USA 1983
Buch: Herschel Weingrod,Timothy Harris
Regie: John Landis
Die Geschichte…
…ist schnell erzählt, was ich hier aber nicht tue, ich will ja nicht zu sehr spoilern. Nur kurz die Prämisse: Die überaus reichen Brüder Duke – von Beruf und Herkunft Börsenspekulanten – können sich nicht einigen, ob der Charakter eines Menschen angeboren oder anerzogen ist. Um das zu testen schließen sie eine Wette ab: Sie ersetzen einen ihrer Topangestellten, Louis (gespielt von Dan Aykroyd), mittels einer Intrige durch Billy Ray (Eddy Murphy), einen zufällig dahergelaufenen kleinen Gauner von der Straße, und schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Das herzlose Spiel mit dem Leben der beiden Männer nennen sie ein „Experiment“ und sind sich keiner Schuld bewusst. Nach einigen Wirrungen erkennen die Genarrten, dass man sie gegeneinander ausgespielt hat…
So weit, so klassisch. Dieser Film ist nicht wegen seiner Originalität gut, sondern wegen dem, was Weingrod und Harris aus der wenig überraschenden Idee herausgeholt haben. Der Humor ist nicht feinsinnig, klar, aber das auch nicht feinsinniger Humor völlig unpeinlich und wirklich witzig sein kann, das zeigt dieser Film – was ihn zu einem wirklichen Familien- und Partyfilm macht. Den verstehen auch Kinder und alkoholisierte Erwachsene. Er ist wirklich richtig lustig. Außerdem ist er so richtig schön hemmungslos: Die Dukes sind, ohne jede Beschönigung, charakterlich mies. Ihr (ererbter) Reichtum hat sie herzlos und narzisstisch gemacht, Rassisten sind sie selbstverständlich außerdem, alles ohne jede Relativierung. Echte Bösewichte, denen man das Ende wünscht, das sie ereilt – und die Helden werden im Laufe des Films erst zu Helden, am Anfang sind beide ziemlich schwach, weswegen man ihnen ihren Sieg auch wirklich gönnt. So schön kann ein klassischer Plot sein.
Warum ist dieser Film für die weihnachtliche Zeit so gut geeignet?
Na ja, er spielt um diese Zeit. Die Handlung beginnt kurz vor Weihnachten und endet an Silvester. Und es ist John Landis gelungen, die Weihnachtszeit zu einem wirklichen Rahmen für die Handlung zu machen – auch und gerade, wenn die gegensätzlichen Welten aus denen Louis und Billy Ray kommen beziehungsweise in die sie geraten beleuchtet werden. Und natürlich ist die Botschaft „Liebe, Freundschaft und Loyalität besiegen Herzlosigkeit, Verrat und Eitelkeit“ schön weihnachtlich. Hinzu kommt, dass der Film meinem Freundes und Familienkreis eines jeder Filmzitate geschenkt hat, die Teil unseres internen Sprachcodes sind:
„Du siehst gut aus, Billy Ray.“
„Ich fühl‘ mich auch gut, Louis.“
Warnung!
Leider muss ich auch eine Warnung aussprechen. Es handelt sich um eine Ärgerlichkeit und einen dicken Fehler in der Synchronisation. Die Ärgerlichkeit: Eddie Murphy ist mit einer albernen, sich überschlagenden Stimme synchronisiert, ein Schicksal, das bis in die 1980er hinein regelmäßig alle dunkelhäutigen Schauspieler in deutschen Sychronisationen erlitten. In diesem Falle nicht ganz so ärgerlich, da Eddie Murphy zuweilen wirklich so spricht.
Ein echter Hammer hingegen ist, was in der deutschen Synchronisation mit dem betrügerischen Börsendeal der Dukes passiert, der zum Angelpunkt von Louis und Billy Rays Racheplan wird. Den haben die Autoren der deutschen Fassung ganz offensichtlich nicht verstanden – vielleicht, weil Leerverkäufe zu dieser Zeit in Deutschland noch verboten waren. Wenn Ihr also im entscheidenden Moment denkt: „Moment – das ergibt doch gar keinen Sinn!“ dann habt Ihr leider recht. In der Originalversion ist das selbstverständlich stimmig. Aber das Schöne an dem Film ist – er funktioniert trotz dieses dicken Fehlers auch im Deutschen, er macht einfach Spaß.
* An dieser Stelle: Einen herzlichen Gruß und ein riesiges Dankeschön an all die Heldinnen und Helden im Einzelhandel, die gerade jetzt KEINEN Urlaub haben und auch keinen bekommen. Ich weiß, was Weihnachtsgeschäfte und Aktionen wie „Weihnachtsshopping bis 22 Uhr“ für Euch und Eure Familien bedeuten. Meine Liebste war bis Mai und viele Jahre davor im Buchhandel. Danke Euch! Und möglichst stressfreie und erholsame Weihnachtstage. 🙂
** Ich bin der Mann, der besagten Kindern vor einigen Jahren mal unvorsichtigerweise in der Adventszeit den „Hobbit“ vorgelesen hat – und daraufhin den kompletten „Herrn der Ringe“ vorlesen durfte – war ein schönes, spannendes und anstrengendes Lesejahr 😀
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