Eine der beeindruckendsten Erfahrungen des letzten Jahres war für mich, die Netflix-Serie „The Haunting of Hill House“ zu sehen. Eine beeindruckende Erfahrung, sowohl für den Horroautor, als auch den Serienautor, als auch den Fan des Originalfilms in mir. Ich habe die Serie zunächst mit meiner ältesten Tochter und dann mit meiner engsten Freundin und Co-Autorin zusammen gesehen, also viel Autor*innentalk währenddessen, plus der bezaubernden Erfahrung, neben Sarah auf dem Sofa zu sitzen und ihr Jump-Scare-Beschützer zu sein. 😀 Und natürlich wollte ich über diese auf so viele Arten unglaublich großartig gemachte, insbesondere aber brillant geschriebene Serie bloggen. Wieviel ich daraus gelernt habe, was für ein Genuss sie war, alles, wirklich alles brillant, bis…
…tja, bis auf dieses eine, letzte Wort. Auch das ist eine Lernerfahrung. Wie man als Autor mit einem einzigen Wort umwerfen kann, was man eine ganze Serie an bewundernswerter Schreibarbeit aufgebaut hat. Es ist so todtraurig.
Dachte ich. Aber eben, beim Frühstück, sprach ich wieder mit Kade darüber, und sie überlegte kurz und sagte: „Naja. Wer sagt dieses Wort? Steve.“
Und ja, da hat sie recht. Ohne zu Spoilern: Steve lügt sich permanent etwas vor, das ist eine seiner herausragenden Eigenschaften. Mit Ausnahme einer kurzen Zeit, in der er gezwungen ist, seine Augen für die Realität zu öffnen, lebt er in seiner Widde-widde-wie-sie-mir-gefällt-Welt. Er tut zwar permanent weise und welterfahren, und klar ist auch er es, der dieses letzte, schreckliche, salbungsvolle Wort ausspricht, aber seien wir ehrlich – Steve ist das Musterbeispiel eines unzuverlässigen Erzählers.
Danke, Tochter, Du hast Deinem Vater einen der größten Seriengenüsse seit langem gerettet. Nun kann ich wieder darüber bloggen, es analysieren, lernen und genießen. Allerdings nicht sofort. Ein andermal. Ich habe ein anderes Drehbuch für eine andere Serie zu schreiben. 😀