schreckenbergschaut: FNHF Teil 7 – Final Destination

Heute ist Freitag der 13., und da bespreche ich in meiner kleinen Freitagsnachmittagshorrorfilmecke selbstverständlich – NICHT „Freitag der 13.“ Den finde ich nämlich eher langweilig. Nicht langweilig hingegen ist:

Final Destination
(USA 2000)

Drehbuch: Glen Morgan, James Wong, Jeffrey Riddick
Regie: James Wong

Final Destination, hm, hm, hm… da rümpft der Connossieur gerne mal das empfindliche Näslein. „Ist das nicht,“ näselt er, „diese doofe Filmreihe, wo es immer nur darum geht, neue, bescheuerte Todesarten zu erfinden? Dafür bin ich mir aber zu fein. Da schaue ich doch lieber was Tiefgründiges, Saw oder Hostel oder so.“

Mitnichten, lieber Connossieur!“ entgegne ich. Okay – spätestens ab Final Destination 3 wird es wirklich blöd und danach versuchen sie das ausgelutschte Prinzip durch die neue Geißel der Menschheit zu retten – 3D. Erfolglos, natürlich. Aber die ersten beiden Filme, insbesondere der Beginn der Reihe aus dem Jahr 2000, haben seinerzeit eine Menge Lob eingeheimst – und zwar zu Recht. Worum geht es also:

Inhalt

Teenager Alex (Devon Sawa) kann sich nicht so richtig auf den Trip seines Französischkurses nach Paris freuen (Transatlantiktrip, Alex ist Amerikaner, versteht sich, oder?). Das Schicksal hat in die ganz große Vorzeichentüte gegriffen und haut ihm die Warnungen nur so um die Ohren, bis hin zu der Tatsache, dass auf dem Flughafenklo John Denver singt. Mir, der ich paranoid bin und lieber einen Umweg über Land fahre, wenn ich nur das vage Gefühl habe, die Autobahn besser zu meiden, hätte das aber sowas von gereicht. Alex aber ist ein psychisch gesunder junger Mann und besteigt mit seinen Lehrern und Klassenkameraden den Flieger. Also haut irgendein gnädiger Gott (nennen wir ihn „Drehbuchautor“, siehe meinen Beitrag von letzter Woche) so richtig mit der Warnkelle zu: Alex hat eine überaus realistische Vision eines bevorstehenden Flugzeugabsturzes und verlässt schreiend und tobend die Maschine, mehr oder weniger freiwillig begleitet von seinen Klassenkameraden Clear (Ali Larter), Tod (Chad E. Donella), Billy Hitchcock (gespielt vom Euch Arthouse Fans natürlich völlig unbekannten Sean William Scott 😉 ) Carter (Kerr Smith), Terry (Amanda Detmer) und der Lehrerin Valerie Lewton (Kristen Cloke). Da das Flughafenpersonal keine Lust auf nochmehr Krawall hat, werden sie nicht zurück ins Flugzeug gelassen. Was den leicht aufbrausenden Carter genau so lange stocksauer macht, bis das Flugzeug wirklich am Himmel explodiert. Den armen Alex allerdings macht das in den Augen aller – abgesehen von Clear und seinem Kumpel Tod – eher zum gruseligen Freak, als zum allseits beliebten Lebensretter.

Ich denke, ich spoilere nicht allzusehr wenn ich verrate, dass die Entkommenen nun den „Plan des Todes“ durchkreuzt haben und der nun, aufs höchste verärgert, sein Bestes tut, um den Fehler wieder auszubügeln. Dieses metaphysische Konzept ist natürlich so löchrig wie ein sehr löchriges, durchlöchertes Blatt mit vielen Löchern, aber hey – Kant habe ich Euch letzte Woche zugemutet. Heute geht es wieder um den FNHF, und da muss ich eben mal eine bescheuerte Prämisse schlucken, damit der Rest Spaß machen kann. Kein Problem für mich.

Der Tod ist also grantig und holt sich die Überlebenden nun in möglichst korrekter Reihenfolge (Warum in dieser Reihenfolge? Weil’s so im Drehbuch steht, halt den Mund!) und auf möglichst phantasievolle Weise. Das erinnert ein wenig an diese Horrorkurzgeschichte, von der ich leider sowohl Autor als auch Titel vergessen habe, und in der die Schicksalsgöttinnen eine kreative Blockade haben und daher eine Schulklasse damit beauftragen, neue Todesarten zu erfinden.

Wie es ausgeht und wer wie und warum stirbt verrate ich natürlich nicht. Aber es ist wie immer in solchen Szenarien: Fast alle gegen drauf.

Urteil

Der Film wird gerne auf die phantasievollen bis total abstrusen Kausalketten bis zum jeweiligen Tod reduziert und darob gelobt oder kritisiert. Zu Unrecht! Dass das alleine nicht reicht, einen Film unterhaltsam zu machen, beweisen eindrucksvoll die Teile 3, 4 und 5 der FD-Reihe. Denn da geht es tatsächlich nur noch darum. Im ersten – und mit Abstrichen auch im zweiten – Teil der Reihe gibt es dagegen auch noch so etwas wie eine Geschichte, die trägt. Man merkt schon, dass das ganz zu Anfang mal als Plot für Akte X gedacht war (leider treten zwei andere FBI Agenten auf – aber man kann sie sich entfernt als Moulder und Scully vorstellen). Alex und Clear haben einen Hintergrund, der ihrem Denken und Handeln Tiefe verleiht, Valerie Lewton ist ebenfalls weit mehr als ein Klischee. Und auch wenn Tod, Carter, Terry, Billy dann doch die typischen Highschool-Abziehbilder sind (der beste Freund, der Jock, die Schöne und der Trottel) nimmt man sie in diesen Klischeerollen doch ernst, selbst Carter und Terry haben ihre Charaktermomente. Und Alex Selbstzweifel und seine wachsende Verzweiflung weil es ihm nicht gelingt, seine Freunde NOCHMAL zu retten gibt ihm eine Tragik die dazu führt, dass auch die sehr zurückhaltend erzählte Liebesgeschichte mit Clear nicht aufgesetzt wirkt. Hier stimmt in allem noch die Balance.

Das Ende ist ein wenig aufgesetzt, effekthascherisch und enttäuschend. Wirklich nur ein wenig. Auf der DVD ist ein tiefgründigeres, alternatives Ende, das letztlich die Auflösung des zweiten Filmes vorwegnimmt. Obwohl es das intelligentere Ende ist glaube ich, es ist besser, dass es nicht so im Film vorkommt. Final Destination ist kein moralischer oder philosophischer Film, diesen Anspruch kann er schon wegen der wackeligen Ausgangssituation nicht haben. Wie gesagt – die Balance stimmt, er hat gerade genug Tiefe, um ein echter FNHF zu sein, mein Beispiel wann immer jemand mich fragt, was denn ein typischer Horrorfilm für den Freitagnachmittag sei. Mehr sollte er nicht sein wollen.

Ach ja – und wer meint, Tony „Candyman“ Todd als „Der gruselige Totengräber der vielleicht, aber nur vielleicht, der Tod persönlich ist“ habe hier eine Glanzleistung abgeliefert, hat ihn noch nicht als dauerbedröhnten bösen König in dem herrlich bescheuerten Film „Minotaur“ gesehen. Nur so als Anregung. 😉

Und nun, meine Lieben, widme ich mich wieder meiner Schriftstellerei – darauf habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Denn wenn das klappt, was der Herr Verleger und ich gestern in Langenrath besprochen haben, dann… dann… dann wird’s toll. Mehr dazu ein andermal… 😉

Über Mountfright

Autor und Öffentlichkeitsarbeiter, Mann und Vater, Leser und Filmfreak. Kindheit in den 1970ern, weswegen mich bis heute seltsame Musik mit Ohrwürmern plagt. Aufgewachsen in den 80er Jahren, einem Jahrzehnt, das nicht halb so grau war, wie die anderen glauben. Erste Kurzgeschichte mit 13, erster echter Romanversuch (nach pubertären Ausfällen) mit 17, die nachfolgende Schreibblockade habe ich mir mit Songtexten für die Kölner Psychobillyband "Boozehounds" vertrieben. Danach ging es wieder: Erster lesenswerter Roman mit 26, seither nicht mehr aufgehört.
Dieser Beitrag wurde unter schreckenbergschaut abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu schreckenbergschaut: FNHF Teil 7 – Final Destination

  1. marcusjohanus schreibt:

    Die Grundidee von Final Destination hat mir gut gefallen. Den Film fand ich dann doch eher enttäuschend. Aber vielleicht gefällt er mir mit dem alternativen Ende besser. Danke für den Tipp.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar