14 Prozent für die AfD? Ja, das ist ärgerlich, aber es bedeutet auch: 86 Prozent gegen die AfD. Wer glaubt, dass jetzt eine neue Machtergreifung droht, der sollte nochmal in seine Geschichtsbücher schauen, wie die Nazis damals an die Macht gekommen sind. Lasst sie sich freuen, die Ernüchterung wird kommen. Eine Demokratie kann 14 Prozent davon aushalten.
Was eine Demokratie viel weniger aushalten kann, sind demokratische Parteien, die sich, wenn die Verantwortung zu schwer wird, mit großem, selbstgerechten Tamtam verpissen. Der die 20 Prozent eigener Wähler, die sie in der Regierung sehen wollen, weniger wichtig sind als die, die AfD, FDP, CDU oder Grüne gewäht haben.
Ja, ich gehöre auch zu den verarschten 20 Prozent. Dabei wähle ich normalerweise anders. Und ich bin ein verdammter Idiot. Ich bin Historiker. Hauptinteressengebiet (neben dem 30jährigen Krieg): Der erste Weltkrieg und die Zeit zwischen den Weltkriegen. Wie zum Teufel komme ich auf die Idee, eine Partei zu wählen, die schon vor knapp 100 Jahren die Reichswehr auf ihre eigenen Mitglieder hat schießen lassen? In deren Erbe Verrat und Illoyalität verwurzelt ist wie sonstwas? Nie wieder! Ich Idiot!
Ja, ich bin sauer und ich höre jetzt auch auf.
Oder vielleicht: Bei allem, was ich an Angela Merkel auszusetzen habe, und obwohl ich ihre Partei nicht gewählt habe – das ist jetzt MEINE Kanzlerin. Die muss weiter machen, auch wenn sie illoyalen Möchtegerndemokraten sie im Stich lassen. Ich hoffe, die Grünen und die FDP begreifen, was unsere Demokratie jetzt braucht.
Now for something completely different:
Fantasy Filmfest 3 – heute nur ein Film:
Sicilian Ghost Story
Italien 2017
Buch: Fabio Grassadonia und Antonio Piazza nach einer Geschichte von Marco Mancassola
Regie: Fabio Grassadonia und Antonio Piazza
In einer sizilianischen Kleinstadt verschwindet ein Junge, er wird, das ist kein Spoiler, von der Mafia entführt. Seine Freundin versucht gegen alle Widerstände, ihn zu suchen. Eine comig of age Geschichte in einer großartigen, gleichgültigen Natur die die Gleichgültigkeit der Erwachsenen, zu denen Luna bald zählen soll, spiegelt.
Und damit haben wir auch schon fast alles, was an dem Film gut ist: Die Einbeziehung der Landschaft und der Natur in die Erzählung – nicht nur als Kulisse, sondern wirklich als Element der Handlung. Dazu kommt eine sehr sehenswerte junge Schauspielerin (Julia Jedlikowska) die in einem insgesamt guten Cast als Protagonistin beeindruckt. So weit so gut.
Der Rest… naja. Die Geschichte ist einfach, traurig, deprimierend. Und man KANN einen Film mit Symbolen aufladen, dann sollte man es aber tunlichst unterlassen, gleichzeitig alles zu erklären, und genau garnichts der Vorstellung des Zuschauers zu überlassen. Und jeder Film braucht nur EIN Ende. Ich habe bei fünf aufgehört zu zählen. Das letzte der vielen Enden roch außerdem zu sehr nach einem Produzenten, der ensetzt ausruft: „SO könnt ihr das doch nicht enden lassen! Dreht noch was Positives und hängt das hinten an, ob es jetzt Sinn ergibt oder nicht.“
Schöne Landschaftsaufnahmen, gute Schauspieler, gute Figuren. Ansonsten auf mittlerem Niveau gescheitert.
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