schreckenbergzeigt: Lob und Tadel für „Der wandernde Krieg – Sergej“

Die Resonanz des Publikums auf meine drei bisher veröffentlichten Print-Romane folgte ganz unterschiedlichen Gesetzen. „Der Finder„, mein Erstling, erschien als Buch eines bis dahin unveröffentlichten Autors in der Kooperation zweier kleiner, regionaler Verlage – das ist alles andere als eine Geburt mit dem goldenen Löffel im Mund. Es war logisch, dass die Rezensenten – auch genreaffine Blogger – es zunächst gar nicht wahrnahmen. Es dauerte ein Jahr, bis das Buch sich eine kleine engagierte Fanbase erarbeitet hatte, auf deren Mundpropaganda ich vor allem zurückführe, dass es im zweiten Jahr dann plötzlich so durchstartete, dass wir am kurz nach Ende des zweiten Jahres die zweite Auflage bringen konnten. Die Rezensentinnen und Rezensenten entdeckten den Finder dann auch, mit dem Ergebnis das ich vorgestern vorgestellt habe.

„Die Träumer“ hatten es womöglich noch schwerer. Als sie 2011 erschienen hatte der Durchmarsch des Finders noch nicht begonnen – sie waren also das zweite Buch eines weithin unbekannten Autors, das außerdem noch einen Genrewechsel bedeutete. Und Krimineuerscheinungen gibt es – vorsichtig gesagt – jedes Jahr nicht wenige. Dieser schwere Start haftet dem Roman bis heute an. Obwohl ich bei Lesungen viel Beifall dafür bekomme und die Kritik, wie gestern erzählt, fast einstimmig positiv ist, ist es weit davon entfernt, an den Erfolg des Finders anzuknüpfen. Andererseits – mein Erstling hat ja auch einige Monate gebraucht, sich seine Fans zu erarbeiten. 😉

Mein dritter Roman

 „Der wandernde Krieg – Sergej“

erschien im Oktober letzten Jahres, wieder unter ganz anderen Vorzeichen. Mein Lesepublikum – zumindest sofern es sich im Internet äußert – freute sich, dass ich zur Phantastischen Literatur zurückkehrte, ich selbst freute mich – öffentlich und laut – dass der JUHRVerlag sich traute, dieses Buch zu machen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Ich habe lange daran gearbeitet, ich hänge sehr an den Figuren und ich hänge an der Mythologie rund um den „Wandernden Krieg“ und das geheimnisvolle Buch „Wege und Tore“. Es gab also eine ganze Menge Erwartung, sowohl bei mir, als auch bei den Leserinnen und Lesern. Wie sieht also die Resonanz nach einem halben Jahr aus?

Fast atemberaubend positiv. Ehrlich – ich war erstaunt. Ich mag das Buch, wie gesagt, sehr, ich habe auch den Verdacht gehabt, dass es ein ziemlich gutes Buch ist, aber ich glaube auch, seine Schwächen zu kennen. Diese Schwächen aber, sofern sie sie ebenfalls sehen, nehmen die Kritikerinnen und Kritiker nicht besonders übel:

Die Blogerinnen waren diesmal die ersten – Krimi & Co und Horror and more besprachen den Roman ganz kurz nach Erscheinen. Bei Krimi & Co. folgt auf die Rezension außerdem noch ein Autoreninterview mit ziemlich guten Fragen, wenn Ihr also wissen wollt, wie ich mir einen perfekten Tag vorstelle oder was auf meinem Grabstein stehen soll – schaut nach. 😉 Außerdem nennt die Rezensenstin, Claudia Junger, mich in einem Atemzug mit Stephen King, was ich so lange fast als zuviel der Ehre empfand, bis ich mir klar machte, dass ich zwar kein Stephen King bin, aber in seiner Tradition stehe. Carmen Weinand von Horror an more schrieb eine sehr lange und ausführliche Rezension, über die ich mich auch sehr freute.

Anfang 2013 folgte dann weiteres, positives Echo. Peter Kümmel, Rezensent auf der Phantastik Couch, hatte den „Finder“ eher mittelmäßig gefunden. Ich wusste, dass er „Sergej“ ebenfalls las und war, gelinde gesagt, etwas nervös, immerhin sind die Couches nicht irgendein Online-Portal. Umso mehr freute ich mich, als sein Urteil über Sergej in der Februar Ausgabe der Phantastik-Couch überaus positiv ausfiel – 84 von 100 möglichen Punkten, viel Lob und wieder fiel der Name „Stephen King“ (allerdings nicht als Gleichsetzung, sondern um den Roman zu verorten), wobei mir der Rezensent gleichzeitig Originalität bescheinigte. Kurz darauf erfuhr ich, dass „Der wandernde Krieg – Sergej“ es auf die Shortlist des „Seraph“ in der Kategorie „Bestes Buch 2012“ geschafft hatte. Gewonnen hat dann letztlich Kai Meyer mit „Asche und Phoenix“, aber das tat kaum weh. Shortlist! Die besten Fünf! Wow!

Also alles eitel Sonnenschein und alle finden alles toll? Nein, ganz so ist es auch nicht. Zunächst einmal klagten beide Blogerinnen darüber, dass die Schrift sehr klein sei. Das stimmt, der Verlag ist, glaube ich, einen Punkt runter gegangen, weil das Buch sehr umfangreich ist und man im Druck sparen wollte. Vielleicht etwas, das wir in der nächsten Auflage korrigieren müssen.

Dann störten sich sowohl Peter Kümmel als auch ein(e) Rezensent(in) bei amazon (die anderen amazon-Rezis sind positiv) am Schluss. Kümmel empfand ihn als wirr, der/die amazon-Rezensent(in) fand ihn einerseits zu lang, andererseits zu oberflächlich. Das deckt sich mit Erfahrungen, die ich vorher gemacht habe. Ich habe den Roman vor vielen Jahren in einem (geschlossenen) Onlineforum besprochen, wo ebenfalls so ziemlich alle Leserinnen und Leser das Buch sehr gut fanden – bis zum Showdown. An dem schieden sich die Geister: Manche fanden ihn besonders packend und spannend, andere ebenfalls oberflächlich, irritierend oder schlicht zu actionlastig. Ich glaube, ich habe eine Erklärung dafür, die kann ich aber nur sehr vage ausführen, weil ich nicht spoilern will 😉 : Der letzte Teil des Buches ist im Grunde eine Novelle für sich. Sie gehört notwendig zum Roman, der ohne sie unvollständig wäre, aber sie hat – bei voller Kontinuität der Orte, Themen und Figuren – mit einem Mal andere Identifikationsfiguren für den Leser, ein anderes Erzähltempo und andere Erzählperspektiven. Das ergibt sich notwendig aus dem, was vorher geschehen ist, die Geschichte zwingt mich, auf den letzten Metern die Pferde zu wechseln. Aber dass das problematisch ist und werden kann, war mir klar. Es wundert mich nicht, dass einige Leser das stört, ich kann das verstehen. Es beruhigt mich eher, dass eine Mehrheit es akzeptiert, sogar gut findet. Selbstverständlich war das nicht.

Soviel zur kritischen Aufnahme meiner Print-Romane. Der Ruf, mein E-Book, hat leider noch kein umfassendes Echo, also kann ich dazu keinen eigenen Eintrag schreiben. Kommt noch, irgendwann.

Wenn Ihr Blogger, Rezensenten, Kritiker seid und eines oder mehrere meiner Bücher besprechen wollt: Nur zu! 🙂 Wenn Ihr ein Rezensionsexemplar haben möchtet, schreibt mir oder dem Verlag eine Mail, in der Ihr Euch und Euer Medium kurz vorstellt – oder unterstützt den Autor und kauft eins in der Buchhandlung Eures Vertrauens bzw. – im Falle des Rufes – bei amazon-Kindle. Ich bin gespannt auf Eure Meinung.

Über Mountfright

Autor und Öffentlichkeitsarbeiter, Mann und Vater, Leser und Filmfreak. Kindheit in den 1970ern, weswegen mich bis heute seltsame Musik mit Ohrwürmern plagt. Aufgewachsen in den 80er Jahren, einem Jahrzehnt, das nicht halb so grau war, wie die anderen glauben. Erste Kurzgeschichte mit 13, erster echter Romanversuch (nach pubertären Ausfällen) mit 17, die nachfolgende Schreibblockade habe ich mir mit Songtexten für die Kölner Psychobillyband "Boozehounds" vertrieben. Danach ging es wieder: Erster lesenswerter Roman mit 26, seither nicht mehr aufgehört.
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5 Antworten zu schreckenbergzeigt: Lob und Tadel für „Der wandernde Krieg – Sergej“

  1. Emily schreibt:

    Oh, das erinnert mich daran, dass ich „Der wandernde Krieg“ ja auch noch rezensieren wollte. Schon mal die Kurzform: ich war begeistert und habe es von Anfang bis Ende gefressen. Jetzt pinne ich mir einen Zettel an den Bildschirm, dass ich es nicht mehr vergesse. Ist immer die Gefahr bei E-Books, die ich nicht mahnend auf dem Schreibtisch stapeln kann. 😉

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  2. Mountfright schreibt:

    Ah – stimmt ja, mein Verlag hatte das als Pdf geschickt, oder? Ich hatte schon befürchtet, Ihr empfindet das womöglich als Beleidigung, die andere schicken Bücher und wir ’ne Datei. 😀 Habe mich dann aber aufkären lassen, dass das mit den E-Books auch hier manchmal praktischer ist.

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  3. Emily schreibt:

    Genau 🙂 Fand ich gut, die waren nämlich schneller da. 😉 Wenn ich mir die Schriftgröße im gedruckten Werk anschaue, bin ich auch froh, die auf dem Reader einstellen zu können. 😉

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