Herrjeh… Juni???? So lange habe ich meinen Blog, glaube ich, noch nie verwaist gelassen. Erinnert sich noch irgendwer daran?
Nun gut, mein Leben war zwischenzeitlich… interessant, außerdem gab es viel zu tun. Ich hoffe, dass ich jetzt wieder etwas regelmäßiger schreiben kann, vor allem auch, dass ich die schöne Tradition der Sonntagsfrage wieder aufnehme – wenn auch bestimmt nicht jeden Sonntag. Denn es gibt immer noch zu tun. Unter anderem stehe ich kurz vor dem Abschluss meines neuen Romans:
Nomaden
(auch bekannt als „Der Prophet“ oder „Die Finderfortsetzung“).
In den kommenden Tagen (oder Wochen, ich kenne mich 😀 ) möchte ich Euch hier ein wenig Einblick in diese kommende Geschichte geben. Keines meiner Bücher hat so viele Fans wie Der Finder, ich weiß, dass viele von Euch lange auf dieses „zweite Buch“ gewartet haben (obwohl ich lange genug gesagt habe, dass ich es nicht schreiben werde). In diesem Blogbeitrag möchte ich ein paar wichtige und häufig gestellte Fragen beantworten – und dann später hier und da mehr in die Einzelheiten gehen. Dazu könnt Ihr gerne auch beitragen: Wenn Ihr eine Frage zum kommenden Roman habt: fragt! 🙂
Es kann gut sein, dass ich hier ein paar Dinge erzählen werde, die ich in älteren Beiträgen zu dem Thema schonmal erwähnt habe – das erspart Euch und mir das Stöbern in alten Artikeln. Ich werde mich außerdem sehr bemühen, nicht zu spoilern – sowohl, was den „Finder“ als auch, was die „Nomaden“ betrifft. Los geht’s mit der meistgestellten Frage:
1.) Wann kommt das Buch heraus?
Im Frühjahr 2015. Ich weiß, dass sowohl der JUHRVerlag als auch ich es ursprünglich für November 2014 angekündigt hatten und es tut mir leid, wenn ich ein paar von Euch damit enttäusche – aber es ist besser so. Das habe ich auch nach sehr kurzer Bedenkzeit eingesehen. Der Hauptgrund dafür ist, dass das Buch kein Schnellschuss sein soll. „Schnellschuss???“ höre ich da treue Blogleser höhnen. „Du schreibst seit 2013 an dem Werk, Du Genie! Andere basteln in der Zeit Nobelpreiswerke.“
Jain. Ich habe zwar, nachdem ich die Idee hatte, wie es in der Finderwelt weitergehen kann, begonnen, an diesem Buch zu schreiben. Aber damals war noch nicht klar, dass dies mein nächster Roman werden würde. Im Gegenteil – mein Verlag hatte gerade verkündet, dass er, abgesehen von schon vertraglich vereinbarten Werken, erstmal keine neuen Romane plane und ich hatte mir daraufhin eine Agentin gesucht und begonnen, die verschiedenen Pfeile zu schärfen und zu polieren, die ich im Köcher habe (Sänger und Puppenspieler, Königskinder, Träumerfortsetzung, Sergejfortsetzung…). Außerdem habe ich einige Kurzgeschichten geschrieben, für die ich, im Gegensatz zu meinen Romanen, Abnehmer hatte. Ich habe mich also nichtmal ansatzweise konsequent um dieses neue Buch aus der Finderwelt kümmern können.
Damit habe ich erst richtig im Frühjahr dieses Jahres begonnen, als klar war, dass der JUHRVerlag (diesmal, wie schon bei „Sergej“ alleine, ohne den Gardez!Verlag) es machen würde. Damals haben wir wirklich das Ende des Jahres als Termin angepeilt. Eine Zeitlang sah es so aus, als könnten wir diesen Termin auch halten, ich kam mit dem Buch gut voran, der Verlag hat bei dem großartigen Stefan Heilemann ein Cover in Auftrag gegeben…
…alles lief im Plan. Dann allerdings ist mir meine Geschichte etwas länger geraten als gedacht. Das war an sich kein Problem – der Verlag hat ausdrücklich gesagt, ich solle mir soviel Zeit nehmen wie ich brauche und soviel schreiben, wie ich wolle. Eine längere Geschichte erfordert aber auch ein längeres Lektorat, während gleichzeitig ein paar Projekte mit drängenderer Aktualität im Verlag fertig wurden.
In einem großen Verlag wäre so etwas kein Problem. Der JUHRVerlag ist aber eben kein Großverlag, sondern einer der vielen, vielen kleinen Verlage, die nicht sehr bekannt sind, die keinen großen Apparat haben, aber dennoch den Anspruch, mit Liebe und Engagement gute Bücher zu machen. Es stellte sich also die Frage: Schnell zu Ende schreiben, kurzes Lektorat und wenig Vorabmerkating, damit das gute Stück zum Weihnachtsgeschäft erscheinen kann? Oder in Ruhe zu Ende schreiben, gründliches Lektorat und gut vorbereitete Markteinführung – aber eben erst im kommenden Jahr? Ich durfte dankenswerterweise an dieser Entscheidung mitwirken (das ist NICHT selbstverständlich im Buchmarkt!) und habe aber dann auch nicht lange überlegen müssen.
Da ich mich aber bei den Vielen, die sich schon für November und Dezember auf das Buch gefreut haben, im Wort fühle, haben der Verlag und ich vor, schon vorab Leseproben in Fortsetzung anzubieten… und noch ein paar andere Ideen. Lasst Euch überraschen. 😉
2.) Ist das jetzt die Fortsetzung des „Finders“? Oder nicht? Oder wie, oder was?
Abermals – jain. Ich habe ja sehr lange gesagt, dass ich keine Fortsetzung des „Finders“ schreiben wolle, weil ich die Geschichte für zu Ende erzählt halte. Das stimmt im Prinzip auch weiterhin. Die Geschichte von Daniels Gruppe IST zu Ende erzählt, alles weitere wäre nur eine immer neue Wiederkehr des Gleichen in anderem Gewand. Wer den „Finder“ kennt wird verstehen, was ich meine, für alle anderen gehe ich jetzt nicht weiter ins Detail – es soll ja noch die oder den eine(n) oder andere(n) geben, der/die das Buch noch nicht gelesen hat, und ich will nicht spoilern. Ich habe versprochen, dass ich zu den Figuren, die so vielen von Euch ans Herz gewachsen sind hier und da in Form von Kurzgeschichten zurückkehren werde – aber nicht mehr in Romanform. Das gilt auch weiterhin. ABER:
Es gibt und gab immer zwei andere Möglichkeiten einer Fortsetzung bzw. Rückkehr in die Finderwelt. Die erste ist, die Geschichte der Menschheit in dieser neuen und immer fremder werdenden Welt in großen Sprüngen weiter zu verfolgen. Das hatte ich immer vor, und ich habe auch – in Form eines Drehbuchtreatments – das Grundgerüst für eine größere Geschichte, die etwa 300 Jahre nach den Geschehnissen im Finder spielt. Diese Geschichte würde ich auch gerne noch erzählen, als Roman oder Film, am besten als beides.
Die andere Möglichkeit ist natürlich, in die Welt von Daniel und seinen Freunden zurückzukehren und in dieser Welt eine andere Geschichte zu erzählen. Das tue ich mit den „Nomaden“. Und da das nicht die Geschichte irgendeiner anderen Gruppe Überlebender irgendwo ist, sondern eine Erzählung, die am selben Punkt beginnt wie Daniels Geschichte, ist es auch nicht einfach eine andere Geschichte, sondern eine, die sich mit der des „Finders“ oft überschneidet und sie häufig ergänzt. Beide Geschichten zusammen ergeben ein neues, größeres Bild – ohne das irgendetwas, das ich im „Finder“ gschrieben habe dadurch seine Gültigkeit verliert.
3.) Worum geht’s?
Der „Finder“ hat ja nicht nur Fans, sondern auch Kritikerinnen und Kritiker. Und eine der Hauptkritiken lässt sich zusammenfassen in: „Also, ich hätte das anders gemacht.“
Für Leute, die meine Endzeitgeschichte nicht kennen, muss ich hier ganz kurz ein paar Worte über den Inhalt des „Finders“ verlieren: Mein Protagonist, Daniel, findet sich eines Morgens in einer Welt wieder, in der alle Menschen verschwunden sind. Oder fast alle. Mit seiner Freundin Esther schließt er sich einer kleinen Gruppe Überlebender an. Diese Gruppe beschließt bewußt, auf fast alle noch herumliegenden Reste unserer Zivilisation zu verzichten und wieder so anspruchslos zu leben, wie es ihnen möglich ist. Sie ziehen auf eine großen, ehemaligen Bauernhof und versuchen, als Pflanzer, Jäger und Sammler zu überleben. Da sie Zivilisationsmenschen sind wie wir, können sie das nicht ganz konsequent durchziehen, sie nutzen zum Beispiel eine Traktor und verschiedene andere moderne Geräte, Werkzeuge und Waffen. Aber sie tun ihr Bestes, um ihren selbstgesetzten Idealen zu entsprechen. Sie haben auch durchaus praktische und rationale Gründe dafür, die ich jetzt und hier nicht aufdröseln möchte. Daniels Aufgabe ist, in den verlassenen Städten nach Dingen zu suchen, sie sich nicht so einfach finden lassen und/oder die sie noch nicht selbst herstellen können: Medikamente zum Beispiel, Werkzeuge, Wissen in Form von Büchern etc. Da er diese Sachen finden muss, ist er der „Finder“ – daher der Name.
Wie gesagt – vielen Leserinnen und Lesern schien das sehr zu gefallen, aber nicht wenige fanden das auch völlig abwegig. Da stehen Autos herum, weiche Betten überall, haltbare Nahrungsmittel… warum sollte man darauf verzichten? „Ich hätte das anders gemacht!“
Was diese Kritikerinnen und Kritiker übersehen ist, dass ich die Handlungsweise meiner Figuren im „Finder“ nur als eine (durchaus begründbare) darstelle, nicht als die einzig Mögliche. Im Gegenteil: Als sich die Gruppe der Überlebenden, der Daniel angehört, zum ersten Mal teilt, ist es die MINDERHEIT, die zu diesem etwas mittelalterlichen, bäuerlichen Leben zurückkehrt. Nur erzähle ich eben die Geschichte dieser Minderheit im „Finder“. Von der Mehrheit, die im Autokonvoi von dannen fährt, sagt Daniel nur, dass er keinen von denen je wiedergesehen hat. Sonst hören wir im ersten Roman nur noch einmal sehr kurz und bitter von ihnen – auch hier verkneife ich mir den Spoiler.
In den „Nomaden“ erzähle ich nun, was aus dieser größeren Gruppe geworden ist. Diese Menschen ziehen mit ihren Fahrzeugen durch die leere Welt (daher „Nomaden“) und nutzen, im Gegensatz zu den Siedlern aus dem „Finder“, so viel Zivilisationsreste wie möglich. Die Geschichte beginnt mit genau der Party, auf der Esther und Daniel sich ineinander verliebt haben. Wir treffen viele alte Bekannte wieder: Esther, Daniel, Jan, Matthias, Susi, Erkan, Thomas und, und, und… Allerdings sehen wir das alles durch ein anderes Paar Augen: Jo, mein Protagonist und Erzähler, ist im „Finder“ nicht namentlich erwähnt. Er wird sich, nicht sofort aber im Verlauf des Buches, den Nomaden anschließen und wir werden miterleben, wie es Personen ergangen ist, die im „Finder“ nur Randfiguren waren: Doris, David, Susi, der (dort noch namenlosen) „Schlagzeugerin der Schulband“… auch der allseits beliebte König Horst von Hamburg wird eine (wichtigere) Rolle spielen – und natürlich die Heuler, die in diesem Buch „Kreischer“ heißen. Dazu kommen ganz neue Figuren, von denen ich hoffe, dass Ihr sie ebenso mögen werdet wie die aus dem Finder: Annabell etwa, Robbi, Fynn und Lilli oder die Schouwen Duiveland Pirates. Neugierig? Hoffentlich. 😉
Eine große Herausforderung war dabei, die Kontinuität zu erhalten und keine Widersprüche zum „Finder“ zu kreieren – obwohl Jo und die Nomaden zuweilen zu anderen Zeitpunkten an die selben Orte kommen wie Daniel und seine Gruppe oder gar den selben Menschen begegnen, darf ich keine Paradoxa zum „Finder“ kreieren – sogar das Wetter muss stimmen. Das klingt kompliziert, ist es manchmal auch, macht aber auch sehr viel zusätzlichen Spaß beim Schreiben. Auch die Auflösung, die Antwort auf die Frage „Was ist passiert?“, darf der Lösung aus dem „Finder“ nicht widersprechen – sollte aber dennoch auch für Leute, die das erste Buch schon kennen, zumindest teilweise noch überraschend sein.
Ich glaube, ich kriege das alles ganz gut hin. Erste Reaktionen von Finderfans bei Werkstattlesungen stimmen mich optimistisch. 🙂 Ihr entscheidet am Ende, ob es mir gelungen ist.
Ooooooh, das Cover ist toll!!!
Wie gemein, mir mit diesem Artikel erst den Mund so wässrig zu machen und dann zu schreiben, dass das Buch erst im nächsten Frühling erscheint. Aber eine längere Geschichte und mehr Zeit für das Lektorat sind gute Argumente. Also übe ich mich in Geduld und schaue hier ab und zu mal rein, um einen begeisterten Blick auf das Cover zu werfen 🙂
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