schreckenbergschreibt: Quarantänegeschichte Nr. 71 – Der Ruf, Teil 46

Wie vorgestern gesagt: Viel „Ruf“ ist nicht mehr übrig, deshalb muss ich ein wenig strecken und die einzelnen Episoden werden kürzer. Ich hoffe, dass erhöht die Spannung noch ein wenig. 😉

Der Ruf – Teil 1, Hintergrund, Rechte

Der Ruf – Teil 2 Der Ruf – Teil 3 Der Ruf – Teil 4 Der Ruf – Teil 5

Der Ruf – Teil 6 Der Ruf – Teil 7 Der Ruf – Teil 8 Der Ruf – Teil 9

Der Ruf – Teil 10 (mit Gewinnspiel)

Der Ruf – Teil 11 Der Ruf – Teil 12 Der Ruf – Teil 13 Der Ruf – Teil 14

Der Ruf – Teil 15 Der Ruf – Teil 16 Der Ruf – Teil 17 Der Ruf – Teil 18

Der Ruf – Teil 19 Der Ruf – Teil 20 Der Ruf – Teil 21 Der Ruf – Teil 22

Der Ruf – Teil 23 Der Ruf – Teil 24 Der Ruf – Teil 25 Der Ruf – Teil 26

Der Ruf -Teil 27 Triggerwarnung: Suizid

Der Ruf – Teil 28 Der Ruf – Teil 29 Der Ruf – Teil 30 Der Ruf – Teil 31

Der Ruf – Teil 32 Der Ruf – Teil 33 Der Ruf – Teil 34 Der Ruf – Teil 35

Der Ruf – Teil 36 Der Ruf – Teil 37 Der Ruf – Teil 38 Der Ruf – Teil 39

Der Ruf – Teil 40 Der Ruf – Teil 41 Der Ruf, Teil 42 Der Ruf – Teil 43

Der Ruf – Teil 44 Der Ruf – Teil 45


Der Ruf – Teil 46

2

AUSTREIBUNG

Im Flur, gegen 09.15 Uhr

Er hörte die Kellerklappe zufallen und lachte. Dies war ein altes Gesetz: Sie flohen entweder nach oben, ans Licht, oder sie gruben sich ein, flohen in die Löcher, versuchten, sich zu verbergen, sich einen Schutz zu schaffen in der Erde, aus der sie gekommen waren. Diese also waren solche, die sich vergruben. Es würde ihnen nicht helfen. Der ihm gefolgt war, war ein schwacher Geist, eine Existenz voll Rachsucht und ihm selbst in keiner Weise gewachsen. Er würde diesem Geist seinen Wirt nehmen, ihn zu einer Existenz zwischen den Welten verdammen, und damit wäre alles getan.

Die kleinen Diener folgten ihm, kriechend alle, an den Wänden, dem Boden und der Decke, ein lebendiger Teppich. Er würde sie hier als Wache zurücklassen, falls eine der Beute aus dem Loch entkäme. Der Hohepriester ging den Flur bis zum Ende. Bis zu der Falltür unter der Treppe.

Im Keller, gegen 09.15 Uhr

„Wo ist es?“

„Oben. Es kommt durch den Flur. Es muss gleich da sein.“

Maike sah angstvoll zur Falltür. Ja, sie hatten die Tür mit dem Seil gesichert, aber im Ernst glaubte keiner von Ihnen, dass sie es so aufhalten würden.

„Was sollen wir machen?“, fragte Britt. „Ich meine, wenn er… wenn es kommt.“

„Nichts“, sagte Philip bestimmt. „Ihr macht gar nichts. Ich erledige das.“

„Philip!“ Maike schüttelte den Kopf. „Musst Du jetzt mit so ‘ner Macho-Scheiße…“

Philip schenkte ihr einen seltsam leeren Blick. „Ich weiß, was ich tue.“

Oben waren nun Schritte zu hören. Langsam und fest. Dann eine Pause und sie wussten, dass er jetzt genau über ihnen stand. Maike griff nach einem der Spatenstiele. Er sah sehr stabil aus und lag gut in ihrer Hand. Sie stellte sich neben Philip. Britt griff nach einer der Weinflaschen. Philip schob Maike weg.

„Nein“, sagte er und die Stimme, mit der er sprach, ließ Britt erstarren. Die Weinflasche rutschte ihr aus der Hand, fiel auf ihren Fuß, sie merkte es gar nicht, und rollte in eine Ecke neben dem Regal. Maike dagegen wurde wütend.

„Es hat meinen Mann ermordet! Ich werde nicht…“

„Ich sage NEIN!“, donnerte Philip und diesmal merkte es auch Maike. Sie taumelte zurück und als Philip sich umdrehte, sah sie, dass er den Mund beim Sprechen nicht bewegte. Er stand einfach offen und die Stimme kam irgendwo aus seinem Inneren. Britt wich ans Regal zurück, während Maike erstarrte, nicht in der Lage, sich zu rühren.

„Ich mache es auf meine Weise“, sprach die Stimme aus Philip heraus. „Ihr werdet Euch nicht einmischen, was auch geschieht. Was auch immer geschieht!“

‚Es ist nicht Philip‘, dachte Maike. ‚Nicht seine Stimme, ich kenne die Stimme, ich kenne die Stimme, es ist nicht seine Stimme…‘

„Stephan“, flüsterte Britt. „Es ist Stephan. Es ist wie bei Christoph. Philip…“

„Nein“, sprach es aus dem Mann, den sie liebte, „nicht wie Christoph. Er hat mich freiwillig zu sich gelassen, Britt.“

„Nein“, Britt schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nein.“

„Du wirst es verstehen“, entgegnete Stephans tote Stimme, „wenn…“

Klopf. Klopfklopf.

FORTSETZUNG FOLGT

Über Mountfright

Autor und Öffentlichkeitsarbeiter, Mann und Vater, Leser und Filmfreak. Kindheit in den 1970ern, weswegen mich bis heute seltsame Musik mit Ohrwürmern plagt. Aufgewachsen in den 80er Jahren, einem Jahrzehnt, das nicht halb so grau war, wie die anderen glauben. Erste Kurzgeschichte mit 13, erster echter Romanversuch (nach pubertären Ausfällen) mit 17, die nachfolgende Schreibblockade habe ich mir mit Songtexten für die Kölner Psychobillyband "Boozehounds" vertrieben. Danach ging es wieder: Erster lesenswerter Roman mit 26, seither nicht mehr aufgehört.
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